Donnerstag, 6. Januar 2011

Seit 88 Tagen hält das Warten an

Quelle: Wild

Wir hatten ja schon die schlimmsten Befürchtungen, aber die uns nun vorliegenden Informationen machen uns vor Ekel, Scham und Mitgefühl einfach nur fassungslos!

Die beiden gefangenen Saftpresse-Reporter, die seit 88 Tagen im iranischen Täbris unter skandalösen Bedingungen ausharren müssen, konnten beim Besuch ihrer Angehörigen vor einigen Tagen (wir berichteten nicht) sehr ausführlich ihre unzumutbaren Haftumstände schildern und sorgen damit jetzt bis weit über die Landesgrenzen für blankes Entsetzen.

Demnach ist es ihnen weiterhin nicht gestattet mit ihrem Anwalt Kontakt aufzunehmen oder sich auf dem kargen Knasthof die Beine zu vertreten. Stattdessen werden sie schon vor Sonnenaufgang von einem Steinwerfer geblendet, obwohl sie ohnehin schon einem Schlaftablettenentzug ausgesetzt sind.

Die Verpflegung sei unzureichend, manchmal wären sie sogar kurz davor die Sandkörner aus den Fugen ihrer engen Zelle aufzulesen - so sehr quält sie der Hunger!

Kaum auf der steinharten Pritsche erwacht, geht es mit der Eseleskorte zur Strafarbeit ins nicht weit entfernte Urananreicherungslager. Hier kümmern sie sich unter lascher Aufsicht um die Entsorgung verschiedener radioaktiver Abfälle - alles ohne Schutzkleidung! Wer nicht spurt, der bekommt etwas mit der Volks-Peitsche ab oder wird in einer Einzelzelle mit Meßmertee-Boarding zur Räson gebracht.

Alles was in dieser schweren Zeit ihre Hoffnung aufrecht erhält, ist der Glaube an die Gerechtigkeit der Justiz, auf einen fairen Prozess. Oder eine höhere Macht. Aber danach sieht es bislang leider nicht aus.

Außerdem überlieferten uns ihre Anvertrauten, man habe versucht, die inhaftierten Deutschen mit einer Hansi-Hinterseer-Endlosschleife bis in den Wahnsinn zu beschallen. Nur ein Bandsalat der alten Stereo-Kassette war es zu verdanken, dass die beiden Reporter dieses Martyrium überstehen konnten.

Desweiteren wurden sie dazu gezwungen, komplette Jahrgänge der Tageszeitung Spaz frei zu zitieren und biblische Erzählungen durchgängig als Versreime in der Gefängniskantine vorzutragen. Späteres Zwangsputzen in der Großraumtoilette (mit eigenen Zahnbürsten) inbegriffen. Immerhin sei es ihnen gestattet, stündlich gen Münster zu beten - davon machten sie aber bisher keinen Gebrauch.

Die extremen Umstände veranlassen uns dazu, heute einen offenen Brief ans iranische Staatsoberhaupt zu veröffentlichen und damit die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf diese unwürdigen Verletzungen der Menschenrechte zu lenken.
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Lieber irrer Herr Ahmadinedschad,

lassen Sie unsere Reporter bitte endlich frei, auch wenn sie illegal und ohne Visa in ihr Land eingereist sein sollten oder sind - sie kamen in friedlicher Absicht! Wir können doch alles wie zivilisierte Menschen regeln. Sie können uns eine E-Mail schicken oder sich telefonisch bei der Redaktion melden (außer zur Mittagsruhe und an Feiertagen), aber bitte lassen sie unseren Außenminister außen vor! Er ist nicht nur inkompetent, sondern auch geizig wie die Schwaben zur Fastenzeit.

Zeigen sie sich bitte bitte zu Verhandlungen mit uns gesprächsbereit, denn wir sind mit unserem Latein langsam am Ende. Zeigen Sie ein großes Herz, falls Sie überhaupt eines haben sollten?! Ansonsten könnten Sie es eines Tages vielleicht bereuen.


Die Saftpresse-Redaktion

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